Von Greifswald nach Nyköping
Hier findet Ihr den Bericht des Skippers über die erste Etappe des Ostseetörns von Greifswald bis Nyköping vom 21. Juni bis 11. Juli.
Das Tagebuch der zweiten Etappe kann man hier lesen und hier geht es zur der dritten Etappe!
Sonntag, 21. Juni
Am späten Sonntagabend, nach durchsegeltem Tag, wollten wir in Lee von Bornholm Ankern. Der Schwell dort war zu heftig. So tuckerten wir mit Maschine durch den Nebel nach Svaneke und machten dort über Nacht fest (1. Foto Svaneke). Der Nebel so dicht, dass der Suchscheinwerfer eine weiße Wand ins Nachtdunkel projizierte.
Montag, 22. Juni
Ohne zu wissen, ob wir Dänemark überhaupt anlaufen dürfen, ging es früh um 6 Uhr wieder los. Einziger Sozialkontakt in Dänemark fand zwischen Käpt’n und Rattenfänger statt. Der erste war unterwegs, um am Automaten zu bezahlen. Der letztere leerte im Morgengrauen seine Fallen, die nur mäßig bestückt waren. „Viel zu viele dieses Jahr. Nein, nicht wegen Corona, eher wegen der milden Winter. „
Wir konnten nach dem Frühstück die Segel setzen und um 9.30 Uhr durch die Turmrinne zwischen Christiansö und Vogelfelsen Graesholm segeln. Christiansö noch ganz verschlafen, de Hafen so gut wie leer, Graesholm ein einziges Vogelgeschrei und voller Leben. (2. Foto Christiansö)
Der späte Nachmittag und Abend sah uns unter vollen Segeln auf Nordostkurs. Voraus kam Utklippan in Sicht. Um 21.20 machten wir dort fest. Utklippan, ein Felsen mit Hafen 5 Seemeilen vor der Küste, ein kleines Stück Miniaturschweden. (3. Foto Utklippan)
Freitag, 26. Juni
In drei Etappen sind wir von Utklippan nach Paskallavik gesegelt. Die Tage gleichen einander mit völliger Windstille am Vormittag, Topsegelwind am Nachmittag und abends, praller Sonne von früh bis spät.
So nutzen wir den Mittwochvormittag für eine Radtour zur Südspitze Ölands und zur Burg Eketorp. Am Nachmittag freuen wir uns über drei Knoten Fahrt im Kalmarsund. Mitternachts ankern wir unweit des Kalmarer Schlosses.
Am Morgen treibt uns kein Wind zur Eile. Es darf gebadet und gefrühstückt werden in spiegelglatter See. Kalmar wollen wir nicht besuchen und so tuckern wir bis mittags nordwärts. Dann bringen uns sieben Segel in mäßiger Brise dem Schären-Traum-Ziel immer näher. In der Abenddämmerung brennt ein Lagerfeuer am Steinbruch bei Paskallavik.
Nach dem morgendlichen Bad wird das Frühstück vor dem Schiff aufgebaut. Wollen wir hier überhaupt wieder weg? Vielleicht mit der Nachmittagsbrise.
Samstag, 27. Juni
Gestern am späten Nachmittag verließen wir den Steinbruch und setzten alle Segel. Vorbei an der Blauen Jungfrau konnten wir um 21.30 Uhr mit dem letzten Hauch Wind Byxelkrok erreichen.
Den heutigen Vormittag nutzten wir, wie gestern, zum Wandern. Gestern war das Steinmetzmuseum in Vanevik unser Ziel. Der Weg dorthin ein wundervoller Trollwald mit Moos und knorrigen, krumm gewachsenen Bäumen, bereichert mit Tümpel, Bachläufen und Meeresbuchten. Im Museum arbeitete tatsächlich ein Steinmetz an einer Figur. Es staubte kräftig und so sahen wir zum ersten Mal auf dieser Reise einen Schweden mit Maske im Gesicht.
Von Byxelkrok führte der Weg die Wanderer zum höchsten Leuchtturm Schwedens (?) an der Nordspitze Ölands. Der „Lange Erik“ steht auf einer kleinen vorgelagerten Insel. Am späten Nachmittag nahmen wir dort mit dem Beiboot die Wanderer wieder an Bord der Petrine und machten zum abendlichen Grillen am alten Fähranleger in der Grankullavik fest.
Morgen Nachmittag soll der richtige Wind wehen, um nach Gotland zu segeln!
Montag, 29. Juni
Ein Tag in der schönsten Stadt Nordeuropas. Der frühmorgendliche Regen klart bald auf und die Sonne scheint den ganzen Tag. Wir verstreuen uns in der Stadt und vor der Stadtmauer, im botanischen Garten und im historischen Hafen Almedalen. Wir haben das große Privileg, die Stadt ohne touristischen Ansturm zu erleben. Auf Reede liegen zwei große Kreuzfahrtschiffe, aber die booten nicht aus. Vielleicht sind gar keine Leute an Bord? Und auch die meisten Schweden, die doch nicht ins Ausland reisen dürfen, machen jedenfalls keinen Urlaub auf Gotland.
Wie war die Überfahrt? Ruhig und stetig. Gestern Vormittag waren wir noch in drei Gruppen auf Öland unterwegs. Wanderer, Radfahrer und Jogger hatten alle das gleiche Ziel: den Trollwald auf der Ostseite der Grankullavik. Ein wunderschöner Naturwald auf einer Landzunge, mit steinigen Strandwällen, Wracks an der Küste und knorrigen Bäumen in allen Stadien des Verfalls.
Nach dem Mittagessen konnten wir direkt vom Ankerplatz lossegeln und die aufkommende südliche Brise nutzen. Bald waren wir mit 6 Knoten unterwegs und konnten abends um 22.30 Uhr im leeren (!!) Hafen von Visby festmachen.
Mittwoch 1. Juli
Gestern erlebten wir einen Tag Hochseesegeln! Schon mit gerefften Segeln starteten wir nach dem Frühstück in Visby. Da wehte der Wind mit 4 bis 5 Windstärken aus WSW. Im Laufe des Tages sollte er auf 6 bis 7 zunehmen und weiter nach Süden drehen. Gotland geriet bald außer Sicht, der vorhergesagte Regen ging woanders nieder. Wir segelten in Sonnenschein und zwei Meter Welle nach Norden mit 5 bis 7 Knoten Fahrt. Um 19.00 sahen wir voraus die Schärenküste beim Leuchtturm Gustav Daleen. Der Anker fällt 22.40 Uhr in einer Bucht beim Leuchtfeuer Törnskär. Wir liegen gut geschützt, es ist immer noch hell.
Samstag, 4. Juli
Die vergangenen Tage verbrachten wir in der Einsamkeit auf der Bilderbuchschäre Sävö. 15 Seemeilen östlich von Nyköping fanden wir dort alles, was eine schöne Schäre ausmacht. Grauer Fels, viel Moos und Heidekraut, weidende Kühe und Schafe, offene Waldlandschaft mit krüppeligen verwachsenen Bäumen, Plätze zum Grillen und Feuermachen, hyggelige Häuschen und Gehöfte, Falunröd angemalt mit weißen Fenstern und Türen. Und überall Blumen. In der Abenddämmerung sahen wir Rehe und Dachse. Und immerzu konnten wir direkt vom Schiff ins blaue Wasser springen.
Freitagmorgen machten wir uns auf den Weg nach Nyköping. Der Wind wehte von vorn, das Fahrwasser war sehr eng und so mussten wir mit Maschine fahren. Mancher schöne Fels lockte zum Verweilen, aber wir machten um 13.30 Uhr in Nyköping an der Flaniermeile fest. Eine schöne Stadt mit vielen Möglichkeiten und ein schöner lebhafter Hafen mit allerhand Gastronomie. Das erwies sich im Laufe der Nacht (Partymucke) und des Morgens (Kehrfahrzeuge) allerdings als nachteilig. Im Laufe des Samstagvormittags fahren die meisten Mitsegler mit dem Zug in Richtung Heimat. Macht’s gut, das war eine schöne Zeit mit euch!
Dienstag, 7. Juli
Die Storbecks genießen eine ruhige Woche in einer Ankerbucht an der Schäre Sävö. Gleich Samstagnachmittag haben wir Nyköping verlassen. Mit acht Personen an Bord haben wir Segel gesetzt und den meist schwachen Wind genutzt.
Gegen Abend gerieten wir in eine wackelige alte Welle und mussten mit Maschine fahren. Um 21.30 h machten wir beim Anleger am Aussichtspunkt an der Westseite von Sävö fest. Sonntagmittag mussten wir an die Nordseite der Schäre verholen, denn ab nachmittags und auch Montag und Dienstag wehte starker Wind aus West. In der geschützten Ankerbucht Svartviken konnten wir dennoch ruhig liegen.
Ein paar Schiffsarbeiten, viel Lesen, schlafen, ein täglicher Spaziergang auf der traumhaft schönen Schäre, so sehen unsere Tage aus.
Am Freitag werden wir wieder nach Nyköping fahren, um die nächste Etappe der Reise in den hohen Norden zu beginnen!
Freitag, 10. Juli
Die Petrine liegt wieder in Nyköping im Stadthafen. Gestern und vorgestern wanderten wir abends zu unserer Grillhütte am Gänsestrand auf der Lieblingsschäre Sävö. Dort konnten wir grillen und Feuer machen und der Sonne beim untergehen zusehen.
Am Nachmittag ein letzter Spaziergang rund um die Insel, mit Lotsenhaus und Kuchen im Café Sävögaard. Heute Morgen nahmen wir dann Abschied von der schönen Bucht, die sich bei den moderaten Winden der vergangenen Tage mit zwei Jachten gefüllt hatte. Bei Sonnenschein und Windstille tuckerten wir nach Nyköping, wo wir morgen auf die Neuankömmlinge aus Deutschland warten werden.
Übrigens konnten – so weit bekannt – alle Heimreisenden des letzten Wochenendes die Quarantäne vermeiden, indem sie ein negatives Testergebnis vorwiesen. Die Petrine ist also auf dem ersten Törn coronafrei geblieben.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.