Reisetagebuch Bretagne 2005
Sonntag, 24. Juli
Um 10.40 Uhr fährt die Petrine in Kiel-Holtenau in die Schleuse zum Nordostseekanal ein. Das Wetter ist freundlich, aber es weht ein frischer Westwind. In den kommenden Tagen soll dies so bleiben und für unser Vorhaben ist das recht ungünstig: Wir wollen in die Bretagne segeln!
Um 14.30 Uhr steigen in Rendsburg noch einige Mitsegler zu; nun ist unsere Crew komplett. Unterwegs im Kanal lernen wir uns kennen, teilen Wachen ein und verstauen Gepäck und Lebensmittel. Um 20.30 Uhr laufen wir in Brunsbüttel aus der Schleuse in die Elbe. Es ist beinahe windstill und mit dem Ebbstrom geht es mit zügiger Maschinenfahrt an Medemsand und Cuxhaven vorbei ins Watt hinaus. Kurz vor Mitternacht fällt der Anker nördlich von Neuwerk. Es beginnt zu regnen; der Wetterbericht verspricht Westwind für die kommenden 5 Tage.
Montag, 25. Juli
Morgens um 6.00 überrascht uns ein leichter Ostwind! Mit ablaufendem Wasser segeln wir nördlich von Scharhörn aus der Elbe auf die Nordsee hinaus. Der Gedanke an Helgoland wird bald verworfen, denn wir machen flotte Fahrt. nach Westen. Besonders die Abendbrise bringt uns ein gutes Stück voran und um Mitternacht liegt die deutsch-holländische Seegrenze unmittelbar voraus. Ein ganzer Tag unter vollen Segeln!
Dienstag, 26. Juli
Der Nordwind bleibt uns bis zum späten Vormittag treu und bringt uns gut voran. Dann dreht er auf Nordwest und wir müssen abfallen in Richtung der westfriesischen Inseln. Macht nix, wir schauen uns das holländische Wattenmeer an! Um 17.00 Uhr passieren wir den Vliestrom, das Seegatt zwischen den Inseln Terschelling und Vlieland. Wir ankern in einem ruhigen Priel, freuen uns über ein Abendessen ohne herumfliegendes Geschirr und warten auf günstigen Strom. Der Wind ist nun völlig eingeschlafen. Mit dem letzten Tageslicht verholen wir vor ein Wattenhoch, das auf dem Weg nach Westen überquert werden muss. Bis Mitternacht wird das Fahrwasser mit dem Beiboot erkundet.
Mittwoch, 27. Juli
Gleich nach Mitternacht tuckern wir weiter im Fahrwasser und queren das Wattenhoch dank guter Vorarbeit ohne Probleme. Belohnt werden wir mit Mondschein, heftigem Meeresleuchten und völliger Nachtstille, nachdem um halb 2 der Anker im tiefen Priel gefallen ist . Nach Tagesanbruch fahren wir weiter nach Den Helder. Wir versorgen, entsorgen, nehmen ein neues, besseres Beiboot an Bord und die Dusche läuft ohne größere Pause bis zum Ablegen zur Mittagszeit.
Die Südwestliche Nordsee empfängt uns mit Nieselregen und frischem Nordostwind. Mit 7 Knoten Fahrt geht es weiter mit Kurs Bretagne! Der guenstige Wind bleibt uns treu bis zum Abend. In der Flaute klart es auf und bei wolkenlosem Himmel und guter Sicht fahren wir mit der Maschine durch die Nacht gen Sueden.
Donnerstag, 28. Juli
Um 2.00 Uhr passieren wir Hoek van Holland und das Fahrwasser zum Hafen von Rotterdam bei unglaublich dichtem Verkehr. Ein diesiger, windstiller Morgen verwehrt uns den Blick auf die Schelde, aber guenstiger, mitlaufender Strom bringt uns bis mittags nach Oostende in Belgien. Hier bleiben wir bis zum Abend, nutzen den tollen Badestrand und freuen uns an der lebendigen Stadt. Wind ist für heute und morgen nicht zu erwarten, sagt der Wetterbericht. Trotzdem starten wir nach dem Abendessen um weiter nach Westen zu fahren.
Freitag, 29. Juli
Um Mitternacht passieren wir die Häfen von Duenkirchen und Calais und um 6.00 Uhr morgens fällt der Anker vor dem kleinen französischen Dörfchen Wissant bei Cap Griz-Nez, der Einfahrt in den Kanal. Sogleich wird das Beiboot zu Wasser gelassen: Zum Frühstück gibt es frische Baguettes und Croissants! Ab mittags läuft der Gezeitenstrom wieder mit. Ein leichtes Lüftchen aus West kommt auf und der Anker wird aufgeholt. Wir kreuzen uns frei vom Cap Griz-Nez und segeln den Rest des Tages südwaerts an der hügeligen Küste der Picardie entlang.
Samstag, 30. Juli
Morgens um 8.00 Uhr laufen wir in den Hafen der Stadt Dieppe in der Normandie ein. Ein Naturhafen an einer Flussmündung, umgeben von imposanter Kreidesteilküste aus Sandstein. Häuser, Menschen und Gemüsemäkte sehen hier ganz wie in Frankreich aus. Wir genießen das bunte Treiben und machen uns einen schönen Tag! Abends feiern wir Käptns Geburtstag mit einem tollen kalten Buffet, das die ganze Vielfalt der hiesigen Märkte umfasst.
Sonntag, 31. Juli
um 6.30 Uhr laufen wir aus dem geschützten Naturhafen von Dieppe aus. Auf See überrascht uns ein frischer Nordwest und hohe Wellen. Eigentlich war Südwest angesagt. Wir machen kaum Fahrt und das Schiff bewegt sich einigermaßen unerträglich. Wir kehren um und sind um 8.00 Uhr wieder fest an unserem Liegeplatz. Also genießen wir einen schönen Sonntag in Dieppe mit Sonnenschein.
Montag, 1. August
Um 6.30 unternehmen wir einen zweiten Versuch. Es empfängt uns eine ruhige See und ein moderater Wind aus Südwest. Damit können wir etwas anfangen. Die Segel werden gesetzt und mit langsamer Fahrt geht es gen Westen. Im Laufe des Tages schläft der Wind ein und kurz vor Sonnenuntergang starten wir die Maschine, um unser Ziel Bretagne nicht abschreiben zu müssen. Unter sternenklarem Himmel tuckern wir durch die spiegelglatte Baie du Seinne.
Dienstag, 2. August
Um 10.00 Uhr schafft ein freundlicher Hafenmeister Platz für uns an der Pier im Hafen von Barfleur. Das Städtchen erweist sich als ebenso freundlich mit kleinen Natursteinhäuschen rings um einen großen Hafen, bunten Märkten, vielen Cafes und schönem Badestrand. Für einen erholsamen Urlaubstag allerbeste Vorrausetzungen. Am frühen Nachmittag liegt die Petrine hoch und trocken wie der Rest des Hafens, in den erst abends Wasser und Leben zurückkehren. Um 22.00 Uhr tuckern wir die Promenade entlang in den Sonnenuntergang. Viele winkende Menschen verabschieden uns aus Barfleur.
Mittwoch, 3. August
In den ersten Nachtstunden passieren wir den großen Hafen von Cherbourg und ab 2.00 Uhr machen wir rasante Fahrt am Cap de le Hague vorbei. Der Gezeitenstrom von Alderney schiebt uns mit 5 Knoten nach Südwesten. In der Morgendämmerung kommen vorraus die Kanalinseln Guernsey und Sark in Sicht. Um 7.00 Uhr bleibt zwischen den Felsen der Ansteuerung von Guernsey die Maschine stehen. Zum Glück weht ein leichtes Lüftchen aus West, sodass wir Segel setzen und vor den Riffen nordwärts flüchten können. Wir wenden und können trotz gegenlaufendem Gezeitenstrom bis vor den Hafen von St. Peter Port segeln. Dort springt dank gewechseltem Dieselfilter auch die Maschine wieder an und bringt uns sicher an die Pier. Im Hafen ist unglaublich viel Betrieb und kein Platz für uns. Wir finden einen schönen Ankerplatz in der Nähe des Castles. Einige bummeln über die Promenade und durch die Gassen von St. Peter, andere bleiben auf dem Schiff zum Ausruhen, Sonnen, Baden und Entspannen. Spät abends setzen wir Segel. Es weht ein günstiger Nordostwind, der uns in die Bretagne bringen soll.
Donnerstag, 4. August
In der Morgensonne liegt an Steuerbord das Cap Frehel, vorraus glitzen die Felsen der Bretagne, an Backbord liegt die Bucht von St. Malo. Der günstige Wind hat die ganze Nacht geweht und uns 50 Meilen südwärts voran gebracht. Jetzt haben wir eine reiche Auswahl von Sandstränden und Ankerbuchten, von kleinen Inselchen, Burgen und Städtchen vorraus. Nur die Felsen müssen unbedingt vermieden werden! Um 9.00 Uhr bergen wir die Segel und der Anker fällt vor dem Seebad St. Briac. Das Barometer steht auf Hochdruck, die Sonne lacht, um uns her ein buntes Treiben von Optiseglern, Paddlern, Anglern. Die Bretagne!
Der Ort und die Bucht enttäuschen unsere hohen Erwartungen nicht. St. Briac ist ein schönes Städtchen, Natursteinhäuser, schiefergedeckt, Palmen, riesige Hortensien und Fuchsien in den Gärten, mit vielen sandigen Badestränden zwischen den Felsen. In der Bucht fließt bei Niedrigwasser nur noch ein Bächlein in der Mitte. Hoch und trocken liegt die Petrine auf dem Sand. Hierzulande ein ungewohnter Anblick, dass ein so großer Segler einen so platten Boden hat und trockenfallen kann. Entsprechend groß ist das Interesse. Abends kommt das Wasser zurück und das Bächlein verwandelt sich in einen Fjord, der tief ins Land reicht. Da hat sich die Petrine-Crew schon in ein Restaurant verholt und feiert nach Landessitte bei Wein und Meeresfrüchten die Ankunft am hochgesteckten Ziel: Auf die Bretagne!
Freitag, 5. August
Mühsam kommt wieder Leben in die müden Knochen. Dabei hilft ein Bad in der Bucht und ein ausgiebiges Frühstück. Das Sommerwetter macht heute Pause, es ist bedeckt und nieselt zeitweise. Frischer Südwestwind bringt uns über Mittag an St. Malo vorbei in die Bucht von Mont St. Michel. Wenn es etwas aufklart, taucht der Klosterberg am Horizont im Dunst auf. Sieht von Weitem aus wie Hallig Gröde. Um halb 3 fällt der Anker zwischen den wunderbar bizarren Felsen von Cancale. Stadt und Bucht sind auch hier ein Fest für Augen und Gemüt. Ob es wohl überall in der Bretagne so schön ist?
Samstag, 6. August
Um 7.00 Uhr gehen wir Anker auf, um bei Hochwasser den Hafen von Granville erreichen zu können. Bei frischem Nordostwind müssen wir unter Maschine fahren, die allerdings um 8.00 Uhr ihren Dienst einstellt. Dieselleitung und Tagestank verstopft. Bis 9.00 Uhr haben wir uns einen neuen Tagestank gebaut, der Hafenmeister in Granville lässt freundlicherweise extra für uns das Sperrwerk ein halbes Stündchen länger offen stehen und so machen wir um 11.00 Uhr zu Füßen der Altstadt im Binnenhafen fest.
Wir klaren das Schiff aus, demontieren und reinigen Tagestank samt Leitungen, kaufen für die kommenden 2 Wochen ein, freuen uns abermals an Bucht und Städtchen.
Abends kommen die neuen Mitsegler an Bord und es wird etwas eng, denn morgen erst werden die Heimreisenden losfahren. Da hilft das Kunst- und Musikfestival im Hafen, auf dem einige sich bis spät vergnügen.
Sonntag, 7. August
Mit dem ablaufenden Hochwasser fahren wir gegen 11.00 Uhr aus dem Hafen von Granville. Mit leichtem Ostwind segeln wir südwärts auf den Mont Saint Michel zu. Dort in der Bucht wollen wir trockenfallen, möglichst nah bei dem großartigen Klosterberg. 12 Meter Tidenhub sollen es möglich machen. Der Wind frischt auf, die Sonne scheint, es ist ein herrlicher Segeltag und bei Niedrigwasser gehen wir vor den großen Sandflächen zu Anker, die den Berg umgeben. Schon bald wird klar, dass hier kein Durchkommen in die Priele zu finden ist: Überall sind Austernkulturen angelegt und der mittlerweile frische Nordwind erschwert das Unternehmen zusätzlich. Ein Blick durchs Spektiv auf den Erzengel Michael, der golden glitzernd über dem Klosterberg schwebt, dann gehen wir Anker auf und segeln nach Cancale. Hier liegen wir bei Nordwind gut geschützt. Um 19.30 Uhr fällt der Anker auf 10 Meter Wassertiefe.
Montag, 8. August
Um 4.00 Uhr liegt die Petrine trocken auf Sand. 10 bis 12 Meter Wasser sind aus der Bucht gelaufen und in der beginnenden Dämmerung sind Wattflächen zu erkennen. Vor dem Frühstück ist wieder genug Wasser aufgelaufen und wir segeln nordwärts auf die Iles de Chausey zu, einem felsigen Archipel. Mittags weht wieder frischer Nord und wir müssen kreuzen. Bei Sonnenschein und mitlaufendem Strom das reine Vergnügen. Um 17.00 Uhr laufen wir in den Kanal östlich der Großen Insel ein und vermuren uns an 2 Bojen und einem Heckanker. Es ist Niedrigwasser und uns verwunden die Schiffsanleger, die teilweise so hoch über uns liegen, dass es schlicht unvorstellbar ist, dass dort Schiffe anlegen werden. 4 Stunden später nehmen die Ausflugsdampfer an diesen Anlegern die letzten Tagesgäste an Bord, weitere 2 Stunden später sind die Anleger im Waser verschwunden. Aus dem felsigen Bächlein, gerade breit genug, um mit der Petrine hineinzufahren ist eine komfortable Meeresbucht geworden und der Inselarchipel sieht aus wie ein Schärengarten. Alle Landausflügler sind begeistert von den in Felsen und Dünen gebauten Häuschen, den vielen kleinen Sandstränden, dem stundenlangen farbenprächtigen Sonnenuntergang.
Dienstag, 9. August
Nach dem Frühstück, das Wasser ist zurückgekehrt, klarieren wir unsere vielen Leinen und Anker und fahren schön vorsichtig nordwärts aus den Felsen heraus. Was für eine faszinierende Gegend, die täglich mehrfach so völlig ihre Erscheinung ändert.Mit unbestimmtem Ziel und beinahe ohne Wind segeln wir nordwärts aus der Bucht von St. Malo auf die Kanalinseln zu. Mittags setzt leichter Nordwest ein und bei sehr ruhiger Fahrt begleiten uns mehrere Gruppen Delphine. Immerhin wieder springen sie ums Schiff herum und tauchen unter uns hindurch. Jo springt mutig mit Taucherbrille ins Wasser. Das macht die Tiere etwas zurueckhaltend, aber Jo kann sie gelegentlich sehen, vor allem aber staendig ihr Pfeifen hoeren. Alle sind begeistert. Bis abends kreuzen wir an der Ostkueste von Jersey, dann starten wir die Maschine, um den Alderneystrom mit guenstiger Tide zu passieren.
Mittwoch, 10. August
Um 3.30 Uhr fällt der Anker im Hafen der kleinen, sehr britischen Kanalinsel Alderney. Wir erkunden die Insel zu Fuß und mit Fahrrädern, freuen uns an den vielen Felsen und kleinen sandigen Badebuchten und am schönen Dorf in der Inselmitte. Abends kehren wir dem schönen Sonnenuntergang das Heck zu und fahren mit günstiger Tide und Maschine ostwärts.
Donnerstag, 11. August
In der Morgendämmerung kommt Wind auf und wir setzen alle Segel. Wir lassen in sehr tiefem Wasser fast die ganze Ankerkette fallen, damit der Anker sich enttörnen kann. Dies Manöver, vor allem das Aufholen des Ankers nimmt uns den ganzen Vormittag in Anspruch. Im Laufe des Tages nimmt der Wind weiter zu und wir machen flotte Fahrt in Richtung Straße von Dover.
Freitag, 12. August
Vor dem Frühstück liegen die Kreidefelsen von Dover an Backbord in der Morgensonne. Der Wind frischt auf, dreht zu unseren Ungunsten. Wir laufen Dover an und bleiben bis zum Nachmittag. Schöne Felsen, großer Hafen, laute Stadt. Nachmittags laufen wir aus und schlagen uns vor dem Hafen bei Windstille mit einer fürchterlichen Kreuzsee und etlichen Fähren herum. Weiter motoren wir an den Kreidefelsen vorbei nach Ramsgate. Das ist ein schönes Städtchen mit stilvollen Hafenkneipen in die wir uns bis zur Polizeistunde verholen.
Samstag, 13. August
Heute ist Zeit zum Ausschlafen, Einkaufen und Stadtbummeln, denn erst um 10.30 Uhr laufen wir mit günstiger Tide aus. Alle Segel werden gesetzt und wir runden North Foreland, wo jede Lücke in der weißen Steilküste einen Platz für ein Seebad abgibt. Westwärts in die Themse müssen wir einige Kreuzschläge machen und am Nachmittag nimmt der Südwest so zu, dass wir zum ersten Mal auf dieser Reise reffen müssen. Wir wenden uns südwärts in den Swayle, einen Seitenarm der Themse, der sich durch ausgedehnte Weide- und Grünlandflächen schlängelt. Um 17.00 Uhr fahren wir in einen Seitenarm dieses Seitenarms der Themse, den Faversham Creek. Der Creek wird enger und enger, mehr Priel als Fluß und kurz vor der Stadt Faversham kommen wir nicht mehr vorwärts. Wir liegen bei einem alten Werftgelände auf Grund und genießen einen vergnüglichen Grillabend. Das Schauerwetter kann uns die Laune nicht verderben und die Frage, wie wir hier wieder herauskommen sollen, verschieben wir auf das Morgenhochwasser. Heute Nacht ist der Faversham Creek nur noch ein Bachlauf.
Sonntag, 14. August
Ab 6.00 Uhr sind Maschine, Segel, Beiboot, Anker und die ganze Crew im Einsatz. Es gelingt, das Schiff zu drehen und dem Schlick des Creek zu entkommen. Gegen frischen Nordwestwind motoren wir im tiefen Swayle nach Sheerness. Wir beschließen, den für die Weiterreise günstigen Segelwind sausen zu lassen: Wir wollen mit dem auflaufenden Flutstrom nach London. Nach Greenwich. Zur Tower Bridge. In die alten Docks. Wir paasiieren endlose Industrieanlagen, Containerterminals, Kraftwerke, schliesslich das Themse Sperrwerk. Dann kommen der Millenium Dome und die Docklands in Sicht. Wir queren den Nullmeridian in Greenwich am Ort seiner Erfindung. Um 19.30 liegen wir puenktlich zum Sonnenuntergang im Stadtzentrum vor der Tower Bridge. Ein halbes Stuendchen spaeter werden wir in St. Katherines Dock eingeschleust. Oha, hier muessen wir vorsichtig manoevrieren. So viele Millionaersjachten, ueberall schicke Cafes und Restaurants und noch schickere Leute. Wir liegen mitten in der Londoner City. Die Nacht ist angenehm ruhig und friedlich, das Schiff liegt zwischen den alten Speichern wie in einer Garage.
Montag, 15. August
Heute ist ein Tag für London. Die Petrine verlässt St Katherines Dock um 10.00 Uhr mit dem Themsehochwasser und liegt bis zum späten Abend vor dem Naval College in Greenwich, zweihundert Meter westlich des Meridians stilvoll an einem alten Leichter vertäut. Ab 22.00 Uhr wollen wir mit ablaufendem Wasser die Themse hinabfahren. Der Fluss ist nur mäßig mit Seezeichen befeuert, dafür umso mehr von Lichtern umgeben, die uns nicht beim Finden des Weges helfen. Wenig Schiffsverkehr gibt es zum Glück, aber keineswegs nur am Rand des Fahrwassers liegen unbefeuerte Schiffe und Mooringbojen, denen wir aufmerksam ausweichen müssen.So wird die Nachtfahrt zum spannenden Erlebnis.
Dienstag, 16. August
3.30 Uhr fällt der Anker vor Southend in der Themsemündung, denn der Flutstrom hält uns auf. Um 10.00 Uhr geht es weiter mit Kurs Nordost an der Küste entlang. Schon bald können wir alle Segelsetzen und machen zunächst langsame, dann recht flotte Fahrt in Sichtweite der Küste. Auf geplante Landfälle verzichten wir bei diesem unerwartet günstigen Wind. Wir denken bereits an Holland.
Mittwoch, 17. August
In der frühesten Morgendämmerung stoppen uns Flaute und widriger Gezeitenstrom in Lowestoft. Morgens schauen wir uns das alte Hafenstädtchen an, bunkern nochmal Wasser und Verpflegung. Um 11.00 Uhr beginnen wir die Fahrt über die Nordsee nach Holland. Die sonne scheint, es weht eine kleine Flaute von vorne und so fahren wir den ganzen Tag und die ganze Nacht mit Maschine. Besser, wir bringen die Verkehrstrennungsgebiete, Tiefwasserwege und Bohrplattformen zuegig hinter uns.
Donnerstag, 18. August
Um 6.00 Uhr können wir bei Den Helder Segel setzen. Mal langsam, mal sehr langsam kreuzen wir die Außenküsten von Texel und Vlieland entlang. Es ist Zeit zum Angeln, Baden, Lesen, Gucken. Mit dem letzten Büchsenlicht laufen wir in den Vliestrom ein und ankern im Watt in der Nähe des Hafens von Vlieland.
Freitag, 19. August
Alle Landgänger sind schwer angetan von der sympathischen insel Vlieland. Kleines Dörfchen, schöner Leuchtturm, viel Wald und kilometerlanger Sandstrand. Am frühen Nachmittag gehen wir Anker auf und motoren durch den Vliestrom auf die Nordsee. Es setzt ein leichter Westwind ein. Dabei bleibt es aber drückend schwül und gewittrig. Wir segeln vorsichtig gerefft an den Stränden von Terschelling und Ameland entlang.
Samstag, 20. August
Um 3.00 hat uns der Westwind verlassen. Wir warten noch ein Weilchen auf seine Rückkehr; ab 7.00 motoren wir ins Hubertgat und weiter in die Westerems. Um 11.00 machen wir auf Borkum fest. Letzter Landgang. Abends verholen wir uns in einen Priel, heizen die Sauna und lassen es uns am letzten Abend gutgehen.
Sonntag, 21. August
Anker auf um 7.00, Frühstück um 8.00, der Flutstrom schiebt uns bedrohlich schnell dem Ende der schönen Reise entgegen. Wir können bis vor den Hafen von Emden segeln. Dann baruchen wir Geduld zum passieren von Schleuse und Eisenbahnbrücke. Um 13.30 liegen wir in der Emdener Innnenstadt und nach 4 Wochen, 1980 Seemeilen und vielen unvergesslichen Erlebnissen ist die erste Reise der Petrine an die bislang unbekannten Küsten der Normandie und der Bretagne und des Englischen Kanals zu Ende. Fortsetzung folgt. 2008?