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Das Festival

Samstag, 12. Juli

Abends um 20.00 sind alle Festivalsegler an Bord eingetroffen.

Sonntag, 13. Juli

Heute ist unser erster richtiger Festivaltag. Wie es sich gehört, legen wir um 10.00 ab und schließen uns der Parade der Großsegler, Kleinsegler, Motorboote, Paddelboote und anderer Schwimmgeräte an, die sich heute auf der Rade de Brest tummelt. Nach bestem Wissen und Können kreuzen wir ein paar Stunden bei mäßigen Winden und freuen uns an der Vielfalt der Fahrzeuge. Um 15.30 machen wir wieder an unserem Liegeplatz in der Mündung des Penfeld fest, zu Füßen einer Burganlage, die das Nationale Marinemuseum Frankreichs beherbergt. Hunderte von angereisten Schiffen sind in Brest, aber hier vor dem Nationalmuseum liegen im Wesentlichen 3 Schiffe: Mircea, 3mastiges Schulschiff der rumänischen Marine, Cisne Branco, das Flaggschiff der brasilianischen Marine und Petrine, ein 2mastiger See-Ewer aus Deutschland. Wir wissen nicht, was sich die Festivalleitung dabei gedacht hat, aber vorsichtshalber hängen wir keine Wäsche an Deck auf.
Geschätzt mehrere zehntausend Menschen pilgern heute auf der Promenade an den Schiffen vorbei. Es bereitet einige Schwierigkeiten, sich in den Massen einen Weg zu bahnen. Aber es ist auch gut möglich, sich an Deck zu legen und einfach zu genießen, was ringsherum geboten wird: Eine Tanzperformance an den senkrechten Wänden der Burganlage (die Tänzer angeseilt an Gummibändern), ein lebendes Segel von Kletterern seilt sich an einer Brücke über den Penfeld ab, ein riesengroßer Drache speit Feuer und Rauch (das Innenleben ein Kran), eine brasilianische Trommlergruppe macht Stimmung mit Sambarhythmen, im vietnamesischen Viertel gibt es Musik, Tanz und kreisrunde Hüpfboote, auf denen einige von uns probeweise fahren dürfen (der Muskelkater bleibt tagelang). Und die ganze Zeit fahren Schiffe vorbei. Das schönste Schiff: die bretonische Cancalaise, die auch beim Segeln auf der Rade alle anderen blass aussehen lässt. Beeindruckend auch, was hier so an seemännischen Fertigkeiten versammelt ist. Ein vollbesetztes offenes Fischerboot wriggt (!) zügig vorbei und die Frau am Ruder wriggt so lässig mit einer Hand, als drehte sie einen Schleifstein. Familien in offenen Segelbooten ohne Motor kreuzen flußaufwärts durch das Gewühl. Und so vieles mehr passiert den ganzen Tag, ohne dass wir vom Schiff weggehen müssen. Was wir aber trotzdem gelegentlich tun, denn man will ja nicht nur zuschauen.

Montag, 14. Juli, Französischer Nationalfeiertag

Für heute Abend ist ein großes Feuerwerk angekündigt. Beim Frühstück beschließen wir, uns heute ein wenig abseits des Trubels zu vergnügen und abends zum Feuerwerk zurückzukehren. Wir segeln südostwärts auf der Rade de Brest, um den Point de Armorique herum, in die Mündung des Flusses L`Aulne hinein. Es ist sehr schwierig, in diesen Fluß hineinzusegeln, denn man kommt kaum an der Mündung vorbei: Es gibt hier ein bretonisches Bilderbuchdörfchen mit benachbarter Klosteranlage, wunderschönem Kirchlein nebst blumenbuntem Friedhof, vielen grauen Natursteinhäusern inmitten blühender Gärten, dazu eine verfallene Ruine, darüber ein dichter grüner Wald. Landevennec heißt dies kleine bretonische Paradies, an dem wir kaum vorbeikommen. Der L`Aulne windet sich durch bewaldete Hügellandschaft landeinwärts, dem höchsten Berg der Bretagne entgegen, dem Mermoz Rom. Wir treiben ein knappes Stündchen in Sichtweite des Berges. Wir schwimmen, trinken Kaffee, essen Nußkuchen, bevor wir uns wieder auf den Weg zur Mündung machen. Landgang in Landevennec.  Das abendliche Feuerwerk erleben wir während unsrer Anfahrt auf Brest. Eine gute halbe Stunde feiert der Himmel ein Farbenfest: Fete Maritime, plus Nationalfeiertag, plus Hochsommer. Um 23.30 sind wir wieder fest an unserem Liegeplatz.

Dienstag, 15. Juli

Heute bleiben wir in Brest und stürzen uns ins Festgetümmel.

Mittwoch, 16. Juli

Nach dem Frühstück setzen wir im Penfeld Segel und tuckern sehr langsam an der Burg bei der vorbei, aus dem Hafen heraus. Abschied von der Fete Maritime. Bald setzen wir alle Segel, um bei Westwind um die Halbinsel Crozon zu kreuzen. Eine wilde Steilküste, mit vorgelagerten, ganz unzugänglichen, extrem zerklüfteten Felsinseln. In einige von ihnen hat die Brandung große Löcher geschlagen. Ein Riese könnte dort hindurchgehen oder über die Steinbrücke von einer Insel zur nächsten gelangen. Das schönste Stück Küste, das wir bislang auf dieser Reise sahen. Und es scheint die Sonne.
Zur Kaffeezeit machen wir in Douarnenez fest. Normalerweise ein lebendiger Fischereihafen mit einem schönen Städtchen dahinter. Dieses blickt von den Hügeln auf die große, blaue Bucht herunter, der es seinen Wohlstand verdankt. Überall ist hier die bretonische Küstenkultur präsent: Fische, Meeresfrüchte, Seefahrt, Segelschiffe. Heute bereiten sich Stadt und Hafen auf die morgige Ankunft der Schiffe aus Brest vor. Überall wird aufgebaut, abgesperrt, geschmückt, organisiert. Wir bekommen einen schönen, ruhigen Liegeplatz im Port de Rosmeur und schauen uns alles an.

Donnerstag, 17. Juli

Vormittags haben wir Zeit für die Stadt und das Festivalleben am Hafen, das nun schon munter auflebt. Alles kleiner als in Brest, aber auch uriger, selbstgemachter, lebhafter. Hier feiert die ganze Stadt. Um 13.30 legen wir ab und segeln der Regatta entgegen. Diese läuft bei frischer Brise vor achterlichem Wind mit vollen Segeln in die Bucht von Douarnenez ein. Das mögen so um die tausend Schiffe und Schiffchen sein, der ganze Horizont ist bunt. Turmhoch wird alles überragt von der viermastigen Krusenstern, die mehrere tausend Quadratmeter Segel gesetzt hat. Wir kreuzen auf und ab, ein wenig jenseits des dicksten Getümmels. Hier treibt nicht der Regattaehrgeiz. Wir wollen nur, wie die anderen Schiffe auch, einen Beitrag leisten zum schönen Bild, das Nordeuropas versammelte Segelschiffe hier bieten. Heute lebt die Seefahrtstradition, heute brennt das Feuer, heute wollen wir nicht daran denken, dass dies in ein paar Jahren wahrscheinlich Vergangenheit sein wird.
Beim Einlaufen in den Hafen bricht erwartungsgemäß das Chaos aus, aber um 19.00 sind wir irgendwo fest, verkeilt zwischen anderen Schiffen, vermoort an irgendwelchen Bojen und irgendwo liegt auch unser Anker aus, der fallen musste, um Bruch zu vermeiden. Bald ist auch ein Landgang organisiert: Temps Fete in Douarnenez, dem südlichsten Hafen, den die Petrine in 99 Jahren sah.

Freitag, 18. Juli

Morgens bedeckt, mäßiger Nordwest. Fast alle Schiffe schlafen noch, als die Petrine sich ab 9.00 aus dem Gewühl herausarbeitet. Wir tuckern dem Kap de la Chevre entgegen, aus der Bucht von Douarnenez heraus. Camaret-sur-Mer ist unser Ziel und um die Mittagszeit können wir Segel setzen. Noch einmal umrunden wir die wunderschöne Halbinsel Crozon, bevor der Anker fällt vor dem Hafen von Camaret. Der Landgang mit dem Beiboot ist einfach und unkompliziert. Gleich an der Landestelle erfreuen uns eine kleine Festung und ein Kirchlein mit Schiffsmodellen und einem Altar, der von Rettungsringen, Anker und Steuerrad geschmückt wird. Auch das Städtchen, welches den Hafen umrahmt, erfreut Auge und Herz. Kleine Läden und Galerien, eine belebte Promenade, gemütliche, stille Gassen in der zweiten Reihe, Cafes, Creperies und Restaurants. Auch im Nieselregen ein Genuß. Abends ist es dann wieder trocken und wir grillen an Deck. Wir prosten diesem wunderschönen Stück Bretagne zu.

Samstag, 19. Juli

Früh morgens um 5.30, in stockfinsterer Nacht und im Regen gehen wir Anker auf. 2 Stunden später machen wir in Brest fest. Eine schöne Segelwoche mit 2 einmaligen Maritimen Festen ist zuende. Wir klaren das Schiff auf, waschen und trocknen den ganzen Tag bei Sonnenschein, stauen die neue Ankerkette fachmännisch in den Kettenkasten und kaufen Lebensmittel für die Überfahrt nach Irland ein.

Über den Autor
Jochen Storbeck segelt seid 1991 mit der Petrine