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Der kaledonische Kanal (13.-20.7.2002)

Samstag, 13. Juli
Heute hält uns der Kaledonische Kanal erstmal ein wenig auf. Erst müssen wir die steigende Tide abwarten, um in die erste Schleuse einfahren zu können. Das dauert bis 13.00 Uhr. Dann folgt eine Schleusentreppe mit 4 Schleusen, in die wir erst um 16.00 Uhr einfahren können. 17.40 Uhr sind wir die komplette Schleusentreppe hochgestiegen. Nun macht der Kanal Feierabend und wir müssen festmachen. Bei feinstem Sonnenschein macht uns das doch garnix aus. Wir stellen die Tische und Stühle ins Grüne, bauen den Grill auf und feiern Marions Geburtstag. In der Ferne schon die ersten Gipfel der Highlands, 20 Meter unter uns der Moray Firth und Inverness.

Sonntag, 14. Juli
Zügig passieren wir eine Drehbrücke und die Dochgarroch Schleuse. Wir fahren aufs Loch Ness hinaus! Uns empfängt heftiger Wind von vorne (SW 6) und garnicht so wenig Seegang. Gereffte Segel werden gesetzt und wir kreuzen munter drauflos. Alle 10 Minuten wird gewendet, denn Loch Ness ist zwar 20 Seemeilen lang, aber nur eine halbe bis eine Seemeile breit. Beim Urquhardt Castle wird abgestimmt: Ankern oder weiterkreuzen?
Weiterkreuzen! Gegen Mittag läßt der Wind etwas nach, die Sonne kommt raus. Wir reffen aus und setzen noch ein paar Segel. Um 18.30 Uhr gehen wir am Südende des Loch Ness zu Anker und heizen die Sauna. Die haben wir uns heute redlich verdient mit rund 50 Wenden.
Vom Monster war übrigens den ganzen Tag nichts zu sehen, wahrscheinlich wegen des Seegangs. Mutig springen alle nach der Sauna in den eiskalten See: 9 Grad hat das Wasser. Klick mich! Als Peter wieder an Bord klettert blutet er aus einer merkwürdigen Wunde am Schienenbein, ein Biss oder sowas…

Montag, 15. Juli
9.00 Uhr Anker auf im Loch Ness und um die Ecke gefahren nach Fort Augustus. 2 Stunden müssen wir warten, bis die Schleusentreppe für uns klar ist. Es regnet, nicht in Strömen, sondern in richtigen Regenschwaden. Wie Gischt, die über den Bug spritzt. Nach dem Mittagessen scheint dann schon wieder die Sonne und wir tuckern, von hohen Bergen umgeben, den schönsten Teil des Kanals entlang. Um 16.00 Uhr fahren wir auf Loch Oich hinaus und gehen dort direkt vor der Ruine des Invergarry Castle zu Anker. Klick mich! Klick mich!
Sofort wird das Beiboot klar gemacht und die meisten wandern auf den Bergkamm auf der Süddseite des Lochs. Sie werden mit toller Fernsicht in der Abendsonne belohnt. Klick mich! Klick mich! Klick mich! Klick mich! Ich wandere währenddessen einen Hohlweg am River Garry entlang und lausche dem Flußkonzert. Mal leise plätschernd, mal rauschend, an den Stromschnellen heftig schäumend, wird der Fluß begleitet von krächzenden Raben und kreischenden Fischreihern.
Ich lerne etwas über schottische Ortsnamen: Der Fluß Garry fließt durch ein Tal, das Glen Garry, bildet einen See, den Loch Garry und an der Mündung liegt ein Ort: Invergarry. Genauso fließt der Ness durchs Loch Ness nach Inverness.
22.00 Uhr, alle wieder an Bord. Gesang im Salon, Planschen im See, Handtücher auf allen Leinen, Bäumen und Gaffeln, über dem Schiff eine Knoblauchwolke.

Dienstag, 16. Juli
Heute lassen wir es ruhig angehen. Von 8.00 bis 12.00 Uhr tuckern wir den Kanal entlang und übers Loch Lochy. Dann wandert die Hälfte der Crew durch den Wald zum Museum des Cameron-Clan und die andere Hälfte legt sich auf’s Ohr. Am späten Nachmittag verholen wir noch ein paar Kilometer und machen am Kanalufer in Sichtweite des Ben Nevis, des höchsten schottischen Berges, fest. Hier ist es beinahe vollkommen still; nur ein paar Schafe blöken die Berge an.

Mittwoch, 17. Juli
An Bord bleiben heute nur der Käpt’n, die ganz Jungen und die ganz Erschöpften. Alle anderen nutzen das Sonnenwetter für eine Gondelfahrt auf den Ben Nevis oder eine Zugfahrt mit der historischen Dampfeisenbahn von Fort Williams zur Insel Skye. Vom Ben Nevis kann man heute quer über ganz Schottland gucken. Klick mich! Klick mich! Klick mich!
Von der Dampfeisenbahn kann man unterwegs einen Blick auf die Schleusentreppe „Neptune’s Staircase“ werfen und sehen, wie die Petrine die letzten Meter auf Meeresniveau heruntergeschleust wird. Für die letzten 11 Schleusen des Kaledonischen Kanals brauchen wir den ganzen Nachmittag. Abends gehen wir vor Fort Williams zu Anker und nehmen die Bahnfahrer und Bergwanderer wieder an Bord. Endlich wieder im Salzwasser! Klick mich! Klick mich! Klick mich!

Donnerstag, 18. Juli
Ab heute hat uns die Tide wieder im Griff. Das bedeutet, wir müssen um 4 Uhr aufstehen, um mit dem Ebbstrom aus dem Loch Linnhe zu tuckern. Rechtzeitig zum Frühstück fällt der Anker im Loch A´choire. Steile Berge ringsum, malerische Cottages Klick mich! und eine Fischzucht laden zum Landgang ein. Mittags kommt Wind auf und wir kreuzen im Loch Linnhe südwärts zur Insel Lismore.
Um 20.00 Uhr ankern wir in einer kleinen Bucht zu Füßen einer Castle-Ruine, neugierig beäugt von vielen Seehunden. In der Abenddämmerung wandern wir auf den höchsten Hügel der Insel. Wir genießen die Stille und das Panorama vom Ben Nevis im Norden, Oban im Osten, den Inseln Jura und Scarba im Süden und Mull im Westen. Die schottische Insel- und Bergwelt in ihrer ganzen Pracht, ein paar Möwen kreischen, ein paar Schafe blöken, ein paar Fledermäuse huschen ums uns herum.

Freitag, 19. Juli
Wieder Windstille. Eigentlich hatten wir ganz andere Geschichten von dieser Küste gehört… Mit Maschine geht´s zur Insel Kerrera, nun schon in Sichtweite von Oban. Auch sonst wird heute viel von der Rückfahrt geredet und organisiert. Aber es ist auch Zeit für einen Inselspaziergang zum Gylen Castle, wo einst der MacDougall-Clan residierte. Klick mich! Klick mich!
Abends machen wir ein Lagerfeuer am Strand und grillen. Klick mich! Klick mich! Klick mich! Der strömende Regen vertreibt uns nicht; bis Mitternacht wärmen wir uns und genießen den letzten gemeinsamen Abend. Anschließend verholen wir wegen auffrischenden Böen nach Oban an die Pier.

Samstag, 20. Juli
Morgens regnet es immer noch. Tag der Heimreise für die meisten von uns. Spät abends um 22.00 Uhr ist die neue Crew komplett an Bord versammelt. Es ist warm, ein wunderschöner, stundenlanger Sonnenuntergang; die schöne Stadt Oban lädt zum Bummeln ein.

Über den Autor
Jochen Storbeck segelt seid 1991 mit der Petrine