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Überquerung der Nordsee (6.-12.7.2002)

Samstag, 6. Juli 2002
Petrine_volle_Segel_1Um 19.00 Uhr sind alle Mitsegler an Bord eingetroffen. Wegen des guten Wetterberichtes – und wegen des geruchsintensiven Liegeplatzes in Cuxhaven – beschließen wir, heute Abend noch abzulegen und die Nacht im Watt zu ankern. Und Morgen wollen wir einen Stopp auf Helgoland einlegen. Nach der Vorstellungsrunde, Wacheinteilung und Sicherheitseinweisung gehen wir um 22.30 Uhr auf Medem-Reede zu Anker.

Sonntag, 7. Juli 2002
Bei Sonnenschein und leichtem Wind gehen wir 11.30 Uhr Anker auf in der Elbmündung. Eine Stunde später können wir mit ablaufendem Wasser nordwestwärts segeln. Am späten Nachmittag bergen wir in einer heftigen Schauerböe die Topsegel und machen um 19.00 Uhr im strömendem Regen auf Helgoland fest. Nach dem Abendessen hat es aufgeklart, die Sonne ist zu ahnen und der Rote Felsen lockt alle zu einem Abendspaziergang. Um 22.30 Uhr werden wir wieder ablegen, denn der Wetterbericht für die kommenden Tage verheißt nur Gutes: Winde aus Süd und Südwest zwischen 3 und 5 Windstärken. Unser Ziel heißt jetzt Schottland! 4 bis 5 Tage wird es wohl dauern bis zum nächsten Landfall.

Montag, 8. Juli
Was erlebt man so auf Hoher See?
Wichtig ist, dass das Schiff gut vorankommt. Am Montag sind wir ganz wunderbar vorangekommen mit bis zu 8 Knoten. Um Mitternacht hatten wir bereits das nördliche Ende der Doggerbank erreicht. 5 bis 6 Windstärken aus Süd trieben uns voran; 3 Meter hohe Wellen konnten uns nicht aufhalten. Aber unser Wohlbefinden trüben, das konnten sie…
Die Mahlzeiten wurden unter großen Schwierigkeiten auf den Tisch gebracht, aber die Nachfrage hielt sich in sehr engen Grenzen. Einige Helden quälten sich zu ihren Wachen aus den Kojen, andere mußten ganz passen.
Und was erlebt man an windigen Tagen während der Wache?
Ausgesprochen wenig, wenn man Glück hat. Wir hatten Glück und die Morgenwache erlebte nix Spannenderes, als einen toten Seehund, der gerade von den Möwen verwertet wurde. Später sahen wir auch Ölbohrplattformen in der Ferne. Nachmittags mußten wir dem Forschungsschiff „Polaria“ ausweichen, dass gerade Vermessungsarbeiten durchführte. Das war schon ein ausgesprochener Zufall, denn wir sahen überhaupt nur 2 Schiffe während des ganzen Tages. Ja, und ansonsten gibts an windigen Tagen weder Gitarrenspiel noch Gesang noch mag man zu einem guten Buch greifen. Man ist froh, dass man sich einigermaßen auf den Beinen halten kann und dass das Schiff gut und ohne Schäden in Richtung Schottland unterwegs ist.

Dienstag, 9. Juli
Am Dienstag ließ der Wind nach und das brachte neue Farbe in so manches blasse Gesicht. Wir sahen weder Schiffe, noch Seehunde, noch überhaupt etwas außer Meer und Wolken. Bei mäßiger Fahrt – 3 bis 5 Knoten – erwachte das Schiff zu neuem Leben und gegen Abend bekamen wir sogar eine ganze Menge neuer Mitsegler. Ein Schwarm Kiebitze ließ sich an Deck nieder, dazu Möwen und eine Taube auf dem Bugspriet, die sich auch nicht beirren ließ, als wir um 22 Uhr die Segel wegnahmen und mit Maschine weiterfuhren. Der Wind war völlig eingeschlafen. Klick mich!

Mittwoch, 10. Juli
Morgens auf dem Weg zum Frühstück wieder neues Leben, diesmal im Wasser: Wale ziehen an uns vorbei, Tümmler spielen rings ums Schiff. Einige Kiebitze segeln immer noch mit, die Taube ist vom Bugspriet aufs Achterdeck umgezogen und verdaut offenbar normal. Mittlerweile segeln wir auch wieder und zum Frühstück gibts frischgebackene Brötchen. Klick mich! Klick mich! Klick mich! Klick mich!
Alle haben die Seekrankheit überwunden und bleiben nach dem Frühstück noch auf ein Schwätzchen sitzen. Die Sonne verwöhnt uns den ganzen Tag über und um 20.00 Uhr kommt Backbord voraus Land in Sicht. Klick mich! Klick mich! Schottland. Klick mich! Klick mich! Klick mich!

Donnerstag, 11. Juli
Morgens um 6.30 Uhr laufen wir in Fraserburgh ein. Graue Stadt im Sonnenschein mit sehr freundlichen Menschen. Wir waschen: Erst uns, dann Klamotten, dann das Schiff und genießen es, nicht unterwegs zu sein. Um 17.00 Uhr segeln wir wieder los; westwärts auf dem Moray Firth. Hier dürfen wir auf Wale und Delphine hoffen. Ruhige See im Abendsonnenschein vor der felsigen Küste erfreut das Auge nach der langen Hochseesegelei. Klick mich!

Freitag, 12. Juli
Die Sonne bleibt uns den Tag über treu, aber der Wind legt eine Pause ein. Ein bischen können wir segeln, aber meistens ist es die Maschine, die uns westwärts nach Inverness bringt. Klick mich! Wir backen Brötchen und Plätzchen, beobachten Wale, Delphine und die nahe Küste, genießen den würzigen Duft von Wiesen und Wäldern hier in Küstennähe. Um 15.30 Uhr machen wir in Inverness fest. Abends ist das Schiff dann beinahe leer, denn es locken die Pubs mit Bier, Stimmung und Musik.

Über den Autor
Jochen Storbeck segelt seid 1991 mit der Petrine