Logo der Petrine

Überquerung der Nordsee (6.-12.7.2002)

Samstag, 6. Juli 2002
Petrine_volle_Segel_1Um 19.00 Uhr sind alle Mitsegler an Bord eingetroffen. Wegen des guten Wetterberichtes – und wegen des geruchsintensiven Liegeplatzes in Cuxhaven – beschließen wir, heute Abend noch abzulegen und die Nacht im Watt zu ankern. Und Morgen wollen wir einen Stopp auf Helgoland einlegen. Nach der Vorstellungsrunde, Wacheinteilung und Sicherheitseinweisung gehen wir um 22.30 Uhr auf Medem-Reede zu Anker.

Sonntag, 7. Juli 2002
Bei Sonnenschein und leichtem Wind gehen wir 11.30 Uhr Anker auf in der Elbmündung. Eine Stunde später können wir mit ablaufendem Wasser nordwestwärts segeln. Am späten Nachmittag bergen wir in einer heftigen Schauerböe die Topsegel und machen um 19.00 Uhr im strömendem Regen auf Helgoland fest. Nach dem Abendessen hat es aufgeklart, die Sonne ist zu ahnen und der Rote Felsen lockt alle zu einem Abendspaziergang. Um 22.30 Uhr werden wir wieder ablegen, denn der Wetterbericht für die kommenden Tage verheißt nur Gutes: Winde aus Süd und Südwest zwischen 3 und 5 Windstärken. Unser Ziel heißt jetzt Schottland! 4 bis 5 Tage wird es wohl dauern bis zum nächsten Landfall.

Montag, 8. Juli
Was erlebt man so auf Hoher See?
Wichtig ist, dass das Schiff gut vorankommt. Am Montag sind wir ganz wunderbar vorangekommen mit bis zu 8 Knoten. Um Mitternacht hatten wir bereits das nördliche Ende der Doggerbank erreicht. 5 bis 6 Windstärken aus Süd trieben uns voran; 3 Meter hohe Wellen konnten uns nicht aufhalten. Aber unser Wohlbefinden trüben, das konnten sie…
Die Mahlzeiten wurden unter großen Schwierigkeiten auf den Tisch gebracht, aber die Nachfrage hielt sich in sehr engen Grenzen. Einige Helden quälten sich zu ihren Wachen aus den Kojen, andere mußten ganz passen.
Und was erlebt man an windigen Tagen während der Wache?
Ausgesprochen wenig, wenn man Glück hat. Wir hatten Glück und die Morgenwache erlebte nix Spannenderes, als einen toten Seehund, der gerade von den Möwen verwertet wurde. Später sahen wir auch Ölbohrplattformen in der Ferne. Nachmittags mußten wir dem Forschungsschiff „Polaria“ ausweichen, dass gerade Vermessungsarbeiten durchführte. Das war schon ein ausgesprochener Zufall, denn wir sahen überhaupt nur 2 Schiffe während des ganzen Tages. Ja, und ansonsten gibts an windigen Tagen weder Gitarrenspiel noch Gesang noch mag man zu einem guten Buch greifen. Man ist froh, dass man sich einigermaßen auf den Beinen halten kann und dass das Schiff gut und ohne Schäden in Richtung Schottland unterwegs ist.

Dienstag, 9. Juli
Am Dienstag ließ der Wind nach und das brachte neue Farbe in so manches blasse Gesicht. Wir sahen weder Schiffe, noch Seehunde, noch überhaupt etwas außer Meer und Wolken. Bei mäßiger Fahrt – 3 bis 5 Knoten – erwachte das Schiff zu neuem Leben und gegen Abend bekamen wir sogar eine ganze Menge neuer Mitsegler. Ein Schwarm Kiebitze ließ sich an Deck nieder, dazu Möwen und eine Taube auf dem Bugspriet, die sich auch nicht beirren ließ, als wir um 22 Uhr die Segel wegnahmen und mit Maschine weiterfuhren. Der Wind war völlig eingeschlafen. Klick mich!

Mittwoch, 10. Juli
Morgens auf dem Weg zum Frühstück wieder neues Leben, diesmal im Wasser: Wale ziehen an uns vorbei, Tümmler spielen rings ums Schiff. Einige Kiebitze segeln immer noch mit, die Taube ist vom Bugspriet aufs Achterdeck umgezogen und verdaut offenbar normal. Mittlerweile segeln wir auch wieder und zum Frühstück gibts frischgebackene Brötchen. Klick mich! Klick mich! Klick mich! Klick mich!
Alle haben die Seekrankheit überwunden und bleiben nach dem Frühstück noch auf ein Schwätzchen sitzen. Die Sonne verwöhnt uns den ganzen Tag über und um 20.00 Uhr kommt Backbord voraus Land in Sicht. Klick mich! Klick mich! Schottland. Klick mich! Klick mich! Klick mich!

Donnerstag, 11. Juli
Morgens um 6.30 Uhr laufen wir in Fraserburgh ein. Graue Stadt im Sonnenschein mit sehr freundlichen Menschen. Wir waschen: Erst uns, dann Klamotten, dann das Schiff und genießen es, nicht unterwegs zu sein. Um 17.00 Uhr segeln wir wieder los; westwärts auf dem Moray Firth. Hier dürfen wir auf Wale und Delphine hoffen. Ruhige See im Abendsonnenschein vor der felsigen Küste erfreut das Auge nach der langen Hochseesegelei. Klick mich!

Freitag, 12. Juli
Die Sonne bleibt uns den Tag über treu, aber der Wind legt eine Pause ein. Ein bischen können wir segeln, aber meistens ist es die Maschine, die uns westwärts nach Inverness bringt. Klick mich! Wir backen Brötchen und Plätzchen, beobachten Wale, Delphine und die nahe Küste, genießen den würzigen Duft von Wiesen und Wäldern hier in Küstennähe. Um 15.30 Uhr machen wir in Inverness fest. Abends ist das Schiff dann beinahe leer, denn es locken die Pubs mit Bier, Stimmung und Musik.

Der kaledonische Kanal (13.-20.7.2002)

Samstag, 13. Juli
Heute hält uns der Kaledonische Kanal erstmal ein wenig auf. Erst müssen wir die steigende Tide abwarten, um in die erste Schleuse einfahren zu können. Das dauert bis 13.00 Uhr. Dann folgt eine Schleusentreppe mit 4 Schleusen, in die wir erst um 16.00 Uhr einfahren können. 17.40 Uhr sind wir die komplette Schleusentreppe hochgestiegen. Nun macht der Kanal Feierabend und wir müssen festmachen. Bei feinstem Sonnenschein macht uns das doch garnix aus. Wir stellen die Tische und Stühle ins Grüne, bauen den Grill auf und feiern Marions Geburtstag. In der Ferne schon die ersten Gipfel der Highlands, 20 Meter unter uns der Moray Firth und Inverness.

Sonntag, 14. Juli
Zügig passieren wir eine Drehbrücke und die Dochgarroch Schleuse. Wir fahren aufs Loch Ness hinaus! Uns empfängt heftiger Wind von vorne (SW 6) und garnicht so wenig Seegang. Gereffte Segel werden gesetzt und wir kreuzen munter drauflos. Alle 10 Minuten wird gewendet, denn Loch Ness ist zwar 20 Seemeilen lang, aber nur eine halbe bis eine Seemeile breit. Beim Urquhardt Castle wird abgestimmt: Ankern oder weiterkreuzen?
Weiterkreuzen! Gegen Mittag läßt der Wind etwas nach, die Sonne kommt raus. Wir reffen aus und setzen noch ein paar Segel. Um 18.30 Uhr gehen wir am Südende des Loch Ness zu Anker und heizen die Sauna. Die haben wir uns heute redlich verdient mit rund 50 Wenden.
Vom Monster war übrigens den ganzen Tag nichts zu sehen, wahrscheinlich wegen des Seegangs. Mutig springen alle nach der Sauna in den eiskalten See: 9 Grad hat das Wasser. Klick mich! Als Peter wieder an Bord klettert blutet er aus einer merkwürdigen Wunde am Schienenbein, ein Biss oder sowas…

Montag, 15. Juli
9.00 Uhr Anker auf im Loch Ness und um die Ecke gefahren nach Fort Augustus. 2 Stunden müssen wir warten, bis die Schleusentreppe für uns klar ist. Es regnet, nicht in Strömen, sondern in richtigen Regenschwaden. Wie Gischt, die über den Bug spritzt. Nach dem Mittagessen scheint dann schon wieder die Sonne und wir tuckern, von hohen Bergen umgeben, den schönsten Teil des Kanals entlang. Um 16.00 Uhr fahren wir auf Loch Oich hinaus und gehen dort direkt vor der Ruine des Invergarry Castle zu Anker. Klick mich! Klick mich!
Sofort wird das Beiboot klar gemacht und die meisten wandern auf den Bergkamm auf der Süddseite des Lochs. Sie werden mit toller Fernsicht in der Abendsonne belohnt. Klick mich! Klick mich! Klick mich! Klick mich! Ich wandere währenddessen einen Hohlweg am River Garry entlang und lausche dem Flußkonzert. Mal leise plätschernd, mal rauschend, an den Stromschnellen heftig schäumend, wird der Fluß begleitet von krächzenden Raben und kreischenden Fischreihern.
Ich lerne etwas über schottische Ortsnamen: Der Fluß Garry fließt durch ein Tal, das Glen Garry, bildet einen See, den Loch Garry und an der Mündung liegt ein Ort: Invergarry. Genauso fließt der Ness durchs Loch Ness nach Inverness.
22.00 Uhr, alle wieder an Bord. Gesang im Salon, Planschen im See, Handtücher auf allen Leinen, Bäumen und Gaffeln, über dem Schiff eine Knoblauchwolke.

Dienstag, 16. Juli
Heute lassen wir es ruhig angehen. Von 8.00 bis 12.00 Uhr tuckern wir den Kanal entlang und übers Loch Lochy. Dann wandert die Hälfte der Crew durch den Wald zum Museum des Cameron-Clan und die andere Hälfte legt sich auf’s Ohr. Am späten Nachmittag verholen wir noch ein paar Kilometer und machen am Kanalufer in Sichtweite des Ben Nevis, des höchsten schottischen Berges, fest. Hier ist es beinahe vollkommen still; nur ein paar Schafe blöken die Berge an.

Mittwoch, 17. Juli
An Bord bleiben heute nur der Käpt’n, die ganz Jungen und die ganz Erschöpften. Alle anderen nutzen das Sonnenwetter für eine Gondelfahrt auf den Ben Nevis oder eine Zugfahrt mit der historischen Dampfeisenbahn von Fort Williams zur Insel Skye. Vom Ben Nevis kann man heute quer über ganz Schottland gucken. Klick mich! Klick mich! Klick mich!
Von der Dampfeisenbahn kann man unterwegs einen Blick auf die Schleusentreppe „Neptune’s Staircase“ werfen und sehen, wie die Petrine die letzten Meter auf Meeresniveau heruntergeschleust wird. Für die letzten 11 Schleusen des Kaledonischen Kanals brauchen wir den ganzen Nachmittag. Abends gehen wir vor Fort Williams zu Anker und nehmen die Bahnfahrer und Bergwanderer wieder an Bord. Endlich wieder im Salzwasser! Klick mich! Klick mich! Klick mich!

Donnerstag, 18. Juli
Ab heute hat uns die Tide wieder im Griff. Das bedeutet, wir müssen um 4 Uhr aufstehen, um mit dem Ebbstrom aus dem Loch Linnhe zu tuckern. Rechtzeitig zum Frühstück fällt der Anker im Loch A´choire. Steile Berge ringsum, malerische Cottages Klick mich! und eine Fischzucht laden zum Landgang ein. Mittags kommt Wind auf und wir kreuzen im Loch Linnhe südwärts zur Insel Lismore.
Um 20.00 Uhr ankern wir in einer kleinen Bucht zu Füßen einer Castle-Ruine, neugierig beäugt von vielen Seehunden. In der Abenddämmerung wandern wir auf den höchsten Hügel der Insel. Wir genießen die Stille und das Panorama vom Ben Nevis im Norden, Oban im Osten, den Inseln Jura und Scarba im Süden und Mull im Westen. Die schottische Insel- und Bergwelt in ihrer ganzen Pracht, ein paar Möwen kreischen, ein paar Schafe blöken, ein paar Fledermäuse huschen ums uns herum.

Freitag, 19. Juli
Wieder Windstille. Eigentlich hatten wir ganz andere Geschichten von dieser Küste gehört… Mit Maschine geht´s zur Insel Kerrera, nun schon in Sichtweite von Oban. Auch sonst wird heute viel von der Rückfahrt geredet und organisiert. Aber es ist auch Zeit für einen Inselspaziergang zum Gylen Castle, wo einst der MacDougall-Clan residierte. Klick mich! Klick mich!
Abends machen wir ein Lagerfeuer am Strand und grillen. Klick mich! Klick mich! Klick mich! Der strömende Regen vertreibt uns nicht; bis Mitternacht wärmen wir uns und genießen den letzten gemeinsamen Abend. Anschließend verholen wir wegen auffrischenden Böen nach Oban an die Pier.

Samstag, 20. Juli
Morgens regnet es immer noch. Tag der Heimreise für die meisten von uns. Spät abends um 22.00 Uhr ist die neue Crew komplett an Bord versammelt. Es ist warm, ein wunderschöner, stundenlanger Sonnenuntergang; die schöne Stadt Oban lädt zum Bummeln ein.

Die Hebriden (21.-27.7.2002)

Sonntag, 21. Juli
Nach dem Frühstück legen wir ab und fahren noch einmal nach Kerrera rüber, um unseren Heckanker abzuholen, den wir vorgestern wegen des auffrischenden Windes dort zurücklassen mußten. Anschließend setzen wir Segel und der größte Teil des Tages vergeht mit Sicherheitseinweisung, Segeleinweisung, Wacheinteilung.
Um 16.30 Uhr gehen wir bei den „Schwarzen Inseln“ zu Anker. Warum sie so heißen, erschließt sich uns nicht, aber schön sind sie und unbewohnt, laden zu einer Wanderung ein und zur Erkundung einiger bemerkenswerter Höhlen. Abends heizen wir die Sauna und springen ins 10 Grad kalte Wasser.

Montag, 22. Juli
Während der Nacht regnet es heftig. Vormittags bleiben wir noch liegen, etwas erschöpft von der Sauna, etwas antriebsschwach wegen des Regens. Mittags hat es aufgeklart. Wir gehen Anker auf und segeln in den Sound of Mull. Als am Nachmittag der Strom zu heftig von vorne kommt, ankern wir im Loch Aline. Es wird gelesen, geangelt, spazierengegangen im Wald.
Das Ankern ist in Schottland generell nicht so einfach wie zuhause. Die Lochs sind sehr tief bis direkt unter Küste und es ist richtig schwierig, ein geschütztes Plätzchen zu finden mit Wassertiefen von weniger als 20 Metern. Warum wir nicht in den Hafen fahren? Weil es so gut wie keine Häfen gibt. Nicht einmal brauchbare Piers oder Anlegestellen bei den Dörfern. Beiboot und Außenborder sind also täglich im Einsatz.

Dienstag, 23. Juli
Um 4.00 Uhr haben wir mitlaufenden Strom und günstigen Ostwind. Der strömende Regen stört uns da kaum, denn wir können recht flott die restlichen 12 Meilen bis Tobermory segeln. Als wir dort festmachen, klart es auf und ab vormittags strahlt die Sonne und wärmt und trocknet Schiff und Crew.
Tobermory ist mit 600 Einwohnern die größte Stadt auf der Insel Mull und hat sogar eine kleine Pier, die wir benutzen dürfen. Die reichlich vorhandenen Jachten liegen an Muringbojen in der ganzen Bucht verteilt. Wir nutzen den strahlend blauen Tag zur Erkundung von Insel und Stadt. Und den lauschigen Sommerabend zur Erkundung der Pubs von Tobermory.

Mittwoch, 24. Juli
Früh um 7 Uhr verlassen wir die gastliche Pier in Tobermory und tuckern eine Stunde westwärts aus dem Sound of Mull. Bei leichtem West setzen wir Segel und nutzen den südsetzenden Strom, um Kurs auf die Inseln Staffa und Iona zu nehmen. Am Nordwestkap von Mull treffen sich zwei gegenläufige Ströme auf einem ausgedehnten Flach und bei sehr leichtem Westwind schaukeln wir plötzlich in einer 3 Meter hohen, steilen Welle. Nicht bedrohlich, eher interessant, aber bei frischem Wind sollen wir solche Ecken wohl meiden!
Um 14 Uhr passieren wir die berühmte Insel Staffa mit ihren Basaltsäulen, ausgedehnten Höhlen und tausenden Papageientauchern. Wir schauen uns alles durchs Fernglas an und verzichten auf Landgang, denn hier gibt es beinahe so viele Besucher wie Papageientaucher.
Um 17 Uhr gehen wir bei der Insel Iona zu Anker. Von hier ist im 6. Jahrhundert Schottland missioniert worden, hier liegen die ersten schottischen Könige begraben, unter anderen MacBeth und hier können wir bei guter Sicht einen schönen Abendspaziergang unternehmen. Klosterruinen, Abtei und viele wunderschön verwilderte Gärten laden uns ein.

Donnerstag, 25. Juli
Morgens im dicken Nebel können wir keine Küste mehr sehen, obwohl wir in einem Sund ankern, der nur 400 Meter breit ist. Nach dem Frühstück sieht man schon etwas mehr und viele unternehmen einen weiteren Landgang. Um 13 Uhr ist uns die Tide wieder günstig und wir gehen Anker auf. Kurs Nord. Bei mäßigem achterlichen Wind passieren wir während des Nachmittagskaffees die Inseln Tiree und Coll.
In heftigen, stürmischen Böen bergen wir die Segel östlich der Insel Rum, zu einer Zeit, in der wir ursprünglich Abendessen wollten. Um 20:30 Uhr gehen wir im Naturhafen von Rum zu Anker. Diese Insel ist Naturreservat mit vielen endemischen Pflanzenarten, 200 brütenden Vogelarten und vielen hundert Bachläufen, die sich überall kaskadenartig von den 800 Meter hohen Bergen stürzen. Es wohnen auch 15 Menschen hier auf einhundert Quadratkilometern.

Freitag, 26. Juli
Vormittags besichtigen wir die Insel Rum so gut es geht, wenn die Wolken tief hängen und jeden Blick auf die Berge verwehren. Die Wolken hängen nicht nur tief, sie können auch die viele Feuchtigkeit nicht halten. So regnet es ausdauernd, was die vielen Bachläufe um so eindrucksvoller sprudeln, rauschen und gurgeln läßt. Nach dem Mittagessen segeln wir los mit Kurs Nordwest bei mäßigem halben Wind.
Die Insel Skye hat ihren Namen von den Wikingern erhalten und er bedeutet „Wolkeninsel“. Wir bewundern die Treffsicherheit der Wikinger bei der Namensgebung, denn so schön die Insel auch ist: Wir bekommen nur die untersten hundert Meter von ihr zu sehen. Eine eindrucksvolle, manchmal skuril geformte Felsenküste, bewohnt von Tausenden von Lummen und Möwen, auch den putzigen Papageientauchern. Auf Skye gibt es auch die höchsten Inselberge Schottlands, annähernd 1000 Meter hoch, aber davon sehen wir nichts. Immerhin bleibt uns der Wind treu und es bleibt auch trocken, bis wir um Mitternacht im äußersten Nordwesten der Insel, in Dunvegan festmachen.

Samstag, 27. Juli
Eigentlich wollten wir hier das berühmte Dunvegan Castle besichtigen, aber aktuelle Ereignisse zwingen uns, diesen Plan zu ändern: In Dunvegan ist heute Agricultural Show! Die schönsten Schafe, Rinder, Hunde und Wollfließe werden prämiert; die Frauen wetteifern um den besten homemade cake, die Männer werfen einen zentnerschweren Eisenblock über eine Hochsprunglatte, jung und alt werfen mit Holzkugeln Kokosnüsse von einer Stange und überall kann man etwas gewinnen, alles für wohltätige Zwecke.
Star der Veranstaltung sind die Hütehunde: Nur von den Pfiffen des Schäfers dirigiert treiben sie zuerst 4 Schafe ganz sanft in den Kofferraum eines 4-Wheel-Drive, dann 5 Enten durch einen Slalomparcour über den ganzen Sportplatz in einen Tragekäfig. Die Hunde dabei konzentriert und angespannt wie Leichtathleten vor dem dritten Versuch, die Enten meist überraschend gelassen, finden sogar noch Zeit, wählerisch den Klee aus dem Rasen zu picken.
Der Schäfer, mit Lederhut und Vollbart, weit vorgebeugt auf seinen Stock gelehnt oder mit Riesenschritten den Sportplatz vermessend, ist mit jedem Zoll seiner Erscheinung der Herrscher über jede Bewegung der beteiligten Kreaturen. Nachdem Schafe und Enten in ihre Behausungen getrieben sind, genügt ein Wink des Schäfers und kurzhaarige kleine Jungens in Gummistiefeln traben eifrig über den Sportplatz und sammeln die Requisiten ein.
Auch unser Käpt’n hat heute einen guten Tag: Landestypisch wettert er den steinerweichenden Regen, der diese Veranstaltungen stilvoll umrahmt, in Wolljacke und Filzhut ab. Er bekommt von einer Dame einen homemade cake verehrt, er ballert mit gezieltem Wurf eine Kokosnuß von der Stange und wie er so übers Gatter auf die prämierten Schafe schaut, völlig kenntnislos zwar, aber mit gekräuselter Stirn und bohrendem Kapitänsblick, wird er um die Abgabe seines Stimmzettels gebeten: „Finished with judging?“
So bleibt uns das Castle für den morgigen Tag, denn bei dem heutigen Wetter wollen wir bestimmt nicht zu den Äußeren Hebriden segeln.

Die Hebriden (28.7.-2.8.2002)

Sonntag, 28. Juli
Es regnet. Den ganzen Vormittag. Es regnet in Schwaden, manchmal nieselt es auch nur, dann regnet es wieder in Strömen. Im Salon wird gelesen, musiziert, gebacken, erzählt. Zwischendurch wird das Castle besucht, oder wenigstens der dazugehörige Garten, der heute besonders grün ist.
Am frühen Nachmittag fängt es an aufzuklaren, zur Kaffeezeit kommt die Sonne durch. Wir werden uns schnell einig, sammeln die Ausflügler ein, füllen den Wassertank auf und um 18.00 Uhr verlassen wir die gastliche Pier in Dunvegan. Unser Ziel ist der Sound of Harris in den Äußeren Hebriden.
Die Äußeren Hebriden, dass sind vier größere Inseln und unzählige mittlere und kleine Inseln, Inselchen und Schären. Heute Abend sehen wir ihre Silhouetten vor einem unglaublich schönen Sonnenuntergang. Schwarz die nächstgelegenen Schären, dann in allen Grautönen gestaffelt, bis die entferntesten Inseln beinahe am Horizont verschwinden. Hinter den Inseln, im Westen, färbt die Sonne den Himmel in allen Farben des Feuers, gegenüber im Osten schwebt ein zartes Lila über Skye.
Um 22.30 Uhr machen wir in Leverburgh auf der Hebrideninsel Harris fest. Sogleich bietet man uns Strom und Wasser an und fragt, was wir denn sonst noch so benötigen.

Montag, 29. Juli
Morgens erkunden wir Ortschaft und Umgebung. Bei heftigem Wind müssen hochfliegende Pläne auf das machbare reduziert werden. Wir können nicht nach St. Kilda segeln, auch die Außenküste der Hebriden mit der Seehundkolonie auf den Monarch-Inseln bietet nicht genug Schutz bei diesem Wetter.
Um 13.00 Uhr legen wir ab und segeln südwärts mit gerefften Segeln in den Minch, den Sund zwischen Uist und Skye. Schnell flaut es ab, wir reffen aus, müssen eine Kegelrobbe wecken, die genau auf unserem Kurs ihr Nachmittagsschläfchen hält und in den Abendstunden dümpeln wir auf Loch Skiport zu, einen Fjord in der Ostküste von South Uist, zu Füßen des 600 Meter hohen Ben Hecla.
Um 21.00 Uhr machen wir an einer verfallenen Pier fest.

Dienstag, 30. Juli
Heute Morgen ist das ganze Schiff über die Toppen geflaggt, denn der Käpt’n hat heute Geburtstag. Nach Gesang und Festschmaus zum Frühstück erkunden wir die Umgebung bei Windstille und tiefhängenden Wolken. Fast alle Häuser und Gehöffte sind hier verlassen und verfallen; Schafe und freilaufende Pferde grasen zwischen den Steinen; Fischzuchtanlagen geben ein paar Arbeitsplätze für die verbliebenen Bewohner. Um 11.30 Uhr segeln wir südwärts weiter und erreichen um 16.20 Uhr den gut geschützten Naturhafen der Insel Eriskay.
Dies ist eine sehr geschichtsträchtige Insel. 1745 betrat hier der Anführer des Jakobiteraufstandes, Bonnie Prince Charlie, zum ersten Mal schottischen Boden. An einem wunderschönen Sandstrand übrigens, der auch ohne historisches Beiwerk jeden Besuch wert ist. Mitte des 19. Jahrhunderts war der Landlord der Inseln Barra, Eriskay und South Uist seiner ständig säumigen, viel zu armen Pächter überdrüssig. Er beschlagnahmte ihre gesammte Habe und ihr Land, um zusätzlichen Platz für seine Schafe zu haben. Dann stellte er die Pächter vor die Alternative: Ab nach Amerika oder rüber nach Eriskay. Auf Eriskay war das Land auch für die Schafe zu schlecht. Daraufhin hatte das karge Eiland über 400, statt vorher 80 Einwohner, die Seegras sammelten, um Gärten anlegen zu können.
Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Insel dann weltberühmt, als ein amerikanisches Schiff mit 260000 Flaschen Whiskey an Bord hier strandete. „Binnen Stunde war jedes Lebewesen auf der Insel, einschließlich der Schafe und Ponies, sturzbetrunken“ sagt der Reiseführer. Der Whiskey reichte einige Jahrzehnte und bei unserem abendlichen Geburtstagsgrillen stellen wir fest, dass die Insulaner, zumindest der fischende Teil, nach wie vor über ausreichend Whiskey verfügen.
Es ist übrigens für einen Segler, der an deutsche Fischer und Hafenmeister gewöhnt ist, beinahe ein Wunder, wie man hier an den Piers der Fischer behandelt wird. Die verholen ihre Schiffe für uns, die kommen längsseits und tragen ihre Kisten bereitwillig über unser Schiff, die helfen jederzeit beim An- und Ablegen, alles bloß, damit wir einen bequemen Landgang haben.

Mittwoch, 31. Juli
Morgens Spaziergänge auf Eriskay; eindeutig mehr Steine als Gras, eindeutig mehr Häuser und Menschen, als auf den anderen Hebrideninseln. Mittags verputzen wir einen Sack Jakobsmuscheln, günstig erhandelt von freundlichen Fischern auf Eriskay. Dann setzen wir bei viel Nordwind Segel und nehmen Kurs auf den Sound of Sleat, der den Südteil der Insel Skye vom Festland trennt.
Abends läßt uns der Wind im Stich und wir machen um 20.30 Uhr auf der Insel Canna fest. Abendspaziergänge führen uns über jahrhundertealte Friedhöfe, eine Kapelle, zu Basaltsäulen und einsamen schwarzen Sandstränden.

Donnerstag, 1. August
Früh um 6.00 Uhr legen wir ab, um die Tide zu nutzen. Leider spielt der Wind nicht mit und wir dümpeln den ganzen Vormittag nördlich von Canna herum. Als der Käpt’n die Maschine anschmeißen will, meutert die Mannschaft: Was bei starkem Wind und auf stürmischen Überfahrten eine ganz brauchbare Crew war, zerfällt bei Flaute und Sonnenschein in kleine Grüppchen von Anglern, Musikanten, Literaten, Kulinariern und gewöhnlichen Faulenzern. Immerhin fangen die Angler ein komplettes Abendessen, immerhin haben wir wirklich lange genug auf Sonnenschein gewartet.
Mittags fahren wir durch den Soay Sund und kommen zu einer großartigen Aussicht auf die höchsten Berge von Skye in strahlendem Sonnenschein. Nachmittags können wir zum Sound of Sleat segeln und in der Abendsonne tuckern wir bei mitlaufendem Strom auf die Skye-Brücke zu. Wunderschöne Farben am Abendhimmel, tausend Meter hohe Berge, Seehunde und das Castle von Eileann Donnan. Crew und Käpt’n grinsen wieder einträchtig um die Wette. Wir bleiben lange an Deck und kommen spät in die Kojen. 23.00 Uhr sind wir fest in Kyle of Lochalsh.

Freitag, 2. August
Sind wir wirklich noch auf den Hebriden? Hier gibt es einen Supermarkt und einen Geldautomaten! Beides muß einen Ansturm von Petrineseglern über sich ergehen lassen, bevor wir um 9.30 Uhr ablegen. Heute ist prima Segelwind, wenn auch von vorn. Bei 6 Windstärken kreuzen wir östlich der Insel Raasay gen Norden. Gelegentlich zeigen uns die Wellen, dass sie doch von anderer Sorte sind als die Ostseewellen: Sie steigen ganz gern mal ein und kippen halbe Badewannen voll Salzwasser an Deck.
Sonnenschein und eine tolle Aussicht auf die Berge der Highlands und viele kleine und große Inseln verschönern uns das sportliche Kreuzen. Am Ende des 14-stündigen Segeltages sind wir 20 sm weiter gen Norden gekommen und gehen spät abends im Loch Torridon zu Anker.

Die Äußeren Hebriden (3.-8.8.2002)

Samstag, 3. August
Es weht immernoch aus Norden. Heute wollen wir nicht schon wieder in 2 Meter hohen Wellen hoch am Wind segeln. Mittags machen wir in Gairloch fest und bei feinstem Sonnenschein gehen wir an Sandstränden und in grünen Tälern spazieren. Die Baumgrenze ist hier schnell erreicht und über Heide und Hochmoor geht es auf richtig kahle Berggipfel mit hervorragender Aussicht auf Highlands und Schärenküste. Unsere Angler und die freundlichen Fischer sorgen für frischen Fisch an Bord bevor wir um 23.00 Uhr ablegen, um in der Abendflaute auf die Hebrideninsel Lewis zu fahren.

Sonntag, 4. August
Trotz Flaute ist die See doch recht bewegt im Northern Minch, der die Äußeren Hebriden vom Festland trennt. Wir werden nachts kräftig durchgeschüttelt. Morgens im Nebel umschleichen dann Große Tümmler das Schiff, bevor wir um 6.30 Uhr in Stornoway festmachen, dem Hauptort der Hebriden.
Schon bald stellen wir fest: Heute hat ganz Stornoway geschlossen. Sonntags haben noch nicht einmal Tankstellen oder Restaurants geöffnet, nur die Kirchen haben Hochbetrieb. Wir erholen uns von der letzten Nacht, entspannen uns, sammeln Informationen und Kraft für den morgigen Tag.

Montag, 5. August
Bei feinstem Sonnenschein und Windstille fahren wir heute mit Bus, Auto oder Fahrrad zu den Standing Stones of Callanish. Eine 4000 Jahre alte Ansammlung aufrecht gestellter, bis zu 3 Meter hoher Steine. Von hier haben wir heute einen traumhaften Fernblick auf die Fjorde der Westküste und die Hügellandschaft der Insel Lewis.
Zum Abendessen treffen wir uns wieder an Bord und legen um 21.00 Uhr in Stornoway ab: Bei schlechter Sicht nehmen wir Kurs Nordost auf das gefürchtete Cape Wrath (Kap des Zorns), die nordwestlichste Ecke des schottischen Festlandes.

Dienstag, 6. August
Ab 2.00 Uhr kommt ein leichter Wind auf, wir segeln mit mäßiger Fahrt, mal mit 2 Knoten, mal mit 4 Knoten auf das Kap zu. Die See ist ruhig, Kegelrobben und Wale, Basstölpel und Papageientaucher können wir beobachten, Makrelen können wir mit der Angel an Deck holen.
Mittags dümpeln wir in 2 Seemeilen Entfernung um das Kap, ohne es zu sehen. Wir hören die Dünung, die sich an den Felsen bricht, wir sehen viele andere Schiffe, die Cape Wrath umfahren, denn die Fernsicht ist gut, aber das Festland ist in dichten Nebel gehüllt und nur hier und dort ist uns mal ein Blick auf vorgelagerte Felsen gestattet.
Nachmittags fahren wir mit Maschine nach Osten, abends um 18.00 Uhr können wir wieder Segel setzen. Mit Kurs Nordost geht es auf die nördlichen Orkneyinseln zu. Wir müssen noch etwas Zeit vertrödeln, denn die Tide läuft mit bis zu 6 Knoten zwischen den Inseln und mit bis zu 16 Knoten (sechzehn) zwischen Orkneys und Festland.

Mittwoch, 7. August
Diesen Tidestrom nutzen wir in den Morgenstunden für die Ansteuerung des Fischereihafens Pierowall auf der Insel Westray. Gleich beim ersten Blick auf die Inseln stellen wir bemerkenswerte Unterschiede zu den Hebriden fest: Hier gibt es Äcker, auf denen etwas wächst; hier gibt es grüne Weiden mit Gras und ohne Steine. Bei nebeligem Nieselregen machen wir um 9.00 Uhr morgens in Pierowall fest. Ein freundlicher Hafenmeister versorgt uns mit Prospekten, Informationen, Elektrizität und Trinkwasser.
Die Bäckerei direkt am Hafen hat sich auf Kekse und Shortbread spezialisiert; zum Nachmittagskaffee gibts reichlich davon. Es ist auch Zeit für Spaziergänge ins Dorf, wo es 2 Läden und einen Jugendclub gibt, zum Castle, dessen Türme wir erklimmen dürfen und an den Strand, der hier von Schieferplatten geformt wird. Man grüßt sich auf den Orkneys, alle Autofahrer und erst recht die Fußgänger und die Bewohner der Häuser winken uns freundlich zu.
Abends fahren wir auf die Nachbarinsel Papa Westray rüber. Die Abendsonne sorgt für wunderschönes Licht und farbenprächtige Wolken und viele nutzen das tolle Wetter um Europas ältestes Haus zu besichtigen. Jaha, auf diesem kleinen Inselchen gibt es zwei gut erhaltene Häuser aus der Steinzeit, 3500 Jahre vor Christi Geburt errichtet. Feuerstelle, Trennwände, Nischen in der Wand, alles ist gut erkennbar, nur das Dach fehlt. Und alles direkt am Weststrand mit Panoramablick auf die Nachbarinseln in der Abendsonne. Spät abends wird noch die Sauna angeheizt. Vorsicht beim Sprung ins glasklare Wasser: Jede Menge Kegelrobben beobachten uns! Wenigstens sieht man sie schon von weitem heranschwimmen, denn man kann mindestens 30 Meter weit gucken unter Wasser.

Donnerstag, 8. August
Die frühen Morgenstunden sind windstill, trocken und wunderbar ruhig an diesem Anleger. Die nahen Kegelrobben beobachten wir mit dem Fernglas oder schleichen uns von der Landseite auf knapp hundert Meter heran.
Um 9.00 Uhr legen wir ab. Bald fängt es an zu nieseln, dann kommt leichter Nordwind auf und wir segeln südwärts zwischen den Inseln Sanday, Eday und Stronsay. Vorbeifahrende Fähren und Fischer machens wie die Autofahrer: Sie grüßen freundlich. Ab mittags haben wir den starken Gezeitenstrom von der Seite und obwohl wir mit Südkurs segeln werden wir nach Westen auf das felsige Ness of Ork versetzt. Bei Wind gegen Strom und unglaublich kabbeliger See müssen wir halsen und trotz flotter Fahrt durchs Wasser gewinnen wir nur ganz langsam wieder freien Seeraum. So kriegen wir eine ungefähre Vorstellung davon, wie gefährlich die Seefahrt früher zwischen diesen Inseln gewesen sein muß, ohne elektronische Navigation, womöglich im Nebel.
Nachmittags werden wir mit 9 Knoten Fahrt durch „The String“ gespült, ein schmaler Streifen Wildwasser zwischen dem Hauptort Kirkwall und der Insel Shapinsay. Um 16.30 Uhr machen wir in Kirkwall fest, früh genug um den Ort anzuschauen und die Segnungen der Zivilisation zu genießen: Landduschen, Bankautomaten, Shopping, Internetcafe. Kurz vor Mitternacht (und auch danach) schwingt ein Grüppchen Petrinesegler in einer gut besuchten Hafenkneipe putzmunter das Tanzbein. Zeitweilig wird es recht still an den Tischen, aber als zu später Stunde ein vielhändiger Zimmermannsklatsch für Lärm sorgt, stimmen auch die anderen Gäste gelegentlich ein Liedchen an. Der Barkeeper bleibt vom Geschehen völlig unbeeindruckt und schaut nur von der Zeitung auf, um gewissenhaft 2 Stück Eis auf jeden Famous Grouse abzuzählen.

Die Rückfahrt über die Nordsee (10.-15.8.2002)

Samstag, 10. August
Morgens erwartet uns ein besonders schön geschmückter Salon, denn Susanne hat heute Geburtstag. Wir beschließen, um 10.00 Uhr endlich die langerwarteten und gründlich vorbereiteten Petrine-Highland-Games zu veranstalten. Leider nutzt der Käpt’n die Zeit, um Tide und langfristigen Wetterbericht zu studieren. Ergebnis: Wir müssen den heutigen Nordwind nutzen, um Strecke zu machen gen Süden, denn Mitte der Woche soll es sehr windig werden auf der Nordsee.
Um 10.00 Uhr legen wir also ab und segeln durch den heute wieder beeindruckend gurgelnden „String“, vorbei an hohen Kliffs und schönen Leuchttürmen, nehmen Abschied von Lummen und Papageientauchern, die wir weiter südlich nicht mehr antreffen werden. Nachmittags sehen wir 10 Seemeilen entfernt im Westen den berüchtigten Pentland Firth. Dort strömt es mit 12 Knoten, soviel muß es ja garnicht sein, uns hilft ein leichtes Schiebeströmchen von 2 Knoten. Abends schläft der Wind ein und wir tuckern durch die Nacht nach MacDuff.

Sonntag, 11. August
Um 5.00 Uhr machen wir fest im hübschen Fischerdörfchen MacDuff an der Südküste des Moray Firth. Damit haben wir unseren Kurs vom 11. Juli gekreuzt und die Umsegelung Schottlands vollendet! MacDuff ist ein hübsches kleines Fischerdörfchen, mit engen Gässchen an die Steilküste gebaut und mit einem entzückenden kleinen Hafen mit 4,50 Meter Tidenhub. Eine Flußmündung trennt MacDuff vom Nachbardorf Banff; hinüber führt eine wunderschöne steinerne Bogenbrücke, bestimmt schon ein paar Jahrhunderte alt. Von hier kann man beide Dörfchen sehen und bei Niedrigwasser studieren, wie so ein Fluß ins Gezeitengewässer mündet, wenn man ihn läßt, wie er will. Er baut dann rechts und links ein paar gründlich ausgekolkte Uferwiesen, ins Meer hinaus läßt er Kies- und Sandbänke wachsen: Zweimal täglich ein gedeckter Tisch für hunderte von Seevögeln. Trotz des Nieselregens nehmen wir etwas wehmütig Abschied von Schottland: 20.30 Uhr Leinen Los in MacDuff, nach 32 schönen Tagen in Schottland.
Der Wetterbericht für die kommenden Tage verspricht günstige Winde um West in mittlerer Stärke. Nun haben wir 400 Seemeilen Rückweg über die Nordsee vor uns und hoffen, am Donnerstag in Deutschland zu sein.

Donnerstag, 15. August
8.00 Uhr morgens ist Petrine fest in Helgoland.
Das war vielleicht eine schöne Fahrt über die Nordsee! Niemand ist seekrank geworden! Montag und Dienstag hatten wir flotten Westwind und konnten ständig mit 5 bis 7 Knoten auf direktem Kurs segeln. Dazu schien tagsüber die Sonne und nachts war es wunderbar sternenklar mit Meeresleuchten.
Mittwoch ließ der Wind nach, was aber auch so sein gutes hatte: Unsere Angler holten massenweise Makrelen an Bord. 200 Fische wurden gefangen, gesäubert, filettiert, eingesalzen. Fischvorräte genug haben wir nun, um noch eine Woche dranzuhängen. Aber wir sind wieder in Deutschland, unser Schottlandtörn ist zuende, nach 1870 Seemeilen und 400 Stunden auf dem Wasser.
Heute mittag werden wir weiterfahren ins Nordfriesische Wattenmeer und am Samstag werden wir in Husum sein. Das wird bestimmt auch ganz schön, aber wir werden viel an Schottland denken.

Besser hätte ich mir den Törn im voraus nicht ausmalen können: Zweimal sind wir gut und sicher mit günstigen Winden über die Nordsee gesegelt, wir haben Loch Ness, die Inneren und Äußeren Hebriden, die Highlands und die Orkneyinseln gesehen und viele freundliche Menschen getroffen. Petrine war hoffentlich nicht zum letzten Mal in diesem wunderschönen Segelrevier unterwegs.

Lesen Sie auch unseren Erfahrungsbericht aus seemännischer Sicht.